Montag, 26. Oktober 2015

Was soll ich nur tun, wie soll ich reagieren?

Diese Frage wird mir so oft gestellt, dass ich hier einmal versuche, einige meiner möglichen Antworten aufzuschreiben.

Als erstes: Re-agieren ist kein guter Weg. Agieren wäre besser.
Ein altes Sprichwort sagt:

Vorbeugen ist besser als heilen

und das gilt auch für krank machendes Mobbing.

1. Angriffe auf die Kompetenz, auf die Qualität der Arbeit

Der Chef bittet Ina um ein Gespräch. Die Gruppenleiterin habe ihm berichtet, dass in ihrer Arbeit häufig Fehler wären, die zu Mehrkosten für die entsprechenden Aufträgen führen würden. Außerdem wären die anderen Kollegen und Kolleginnen überlastet, weil Ina so oft nachfragen würde und weil sie deshalb schon Teile ihre Arbeit selbst machen würden. "So geht das nicht weiter, ich habe mir überlegt, ob Sie nicht an einer anderen Stelle besser eingesetzt wären." Das trifft Ina wie ein Schlag, das hätte sie niemals erwartet.
Ina schildert dem Chef die Situation aus ihrer Sicht:
Die Aufträge, die sie auf den Tisch bekommt, sind nur grob umrissen, es gibt keine genauen Angaben, oft sind wichtige Fakten zwar aufgeführt, aber dafür nicht die notwendigen Unterlagen beigefügt. Deshalb muss sie immer bei allen anderen, die am gleichen Auftrag mitarbeiten, nach den fehlenden Angaben fragen. Bei den Kolleginnen hätte sie oft gesehen, dass sie viel mehr Unterlagen hätten als sie.
Ina betont, dass sie ihre Arbeit sehr schätzt, weil sie interessant ist und vielseitig, aber dass sie sich wünschen würde, sie bekäme die gleichen umfassenden Unterlagen wie die anderen Kollegen.

Was soll der Chef nun denken? Je nach dem Verhältnis, das er zu seinen Mitarbeitern hat, ist auch seine Handlungsbreite: Er könnte die Rechtfertigung von Ina als faule Ausrede ansehen, vielleicht aber glaubt er ihr auch, aber wie und wo könnte er da eingreifen?

Im Nachhinein ist es schwierig, solche Situationen aufzuklären, deshalb müssen Sie vorbeugen.
Nach dem ersten Angriff muss eine Strategie her, die dokumentiert, wo Fehlerquellen liegen, wo Zeitverlust entsteht,

und vor allem:
WER hat das so eingefädelt, dass es IHNEN schadet?

DOKUMENTATION

heißt das Zauberwort.

Sie bekommen einen Auftrag in Form eines Blattes, einer Email oder eines Vorganges. Genau dies dokumentieren Sie jetzt schriftlich:

Eingang am . . . .
von . . . . .
Umfang:  . . . . Seiten Papier - Mail - Ordner - etwas anderes

Ziel der Arbeit:
Zeitziel: Abgabe ist am . . . Datum
Umfang: Fertig für Weiterbearbeitung durch  . . . , Fertig für Auslieferung, Fertig für Auszahlung

Arbeitsschritte:
Planung der Erfassung von Daten für die Auftragsbearbeitung

. . . .

Ich beende hier das Beispiel einer Dokumentation, denn sie ist einfach viel zu individuell für jeden Einzelnen. Wichtig ist aber, dass Sie dies für Ihren Arbeitsplatz und für sich ausarbeiten, dabei bin ich gerne behilflich.

Diese Dokumentation können Sie jedem vorlegen, der Sie danach fragt, was Sie wann und für wie lange getan haben. Sie können sich so zu jeder Zeit absichern gegen Schuldzuschiebungen, denn Sie können dokumentieren, wie Ihre Ausgangssituation war und wie Sie damit gearbeitet haben.

Wie Sie dann mit einer solchen Dokumentation für sich und Ihre Kompetenz agieren können, werden wir später noch besprechen.

Wichtig ist, dass es sie gibt und dass sie die Kriterien erfasst, die ihre Qualifikation zeigt